Nord-Est (Nordost) von Torsten Buchsteiner


Französische Erstaufführung 2011/12.
Maison des Métallos und Lucernaire
Gefördert von ARCADI, DRAC, ADAMI und Spedidam.
mit: Julie Dumas, Leïla Guérémy, Béatrice Michel
Regie: Andreas von Westphalen
Dramaturgie: Pierre-Vincent Chapus
Licht: Nicolas Barbieri
Bühnenbild: Alexandra Lacroix
Kostüme: Claire Djemah
Ton: Jérôme Baillet
Übersetzung: Pascal Paul-Harang (L'Arche Editeur)








Photo: David Krueger
Photo: David Krueger
Photo: David Krueger
Photo: David Krueger
mit: Julie Dumas, Leila Guérémy und Béatrice Michel
Regie: Andreas von Westphalan
Bühnenbild: Alexandra Lacroix
Licht: Nicolas Barbieri
Kostüme: Claire Djemah
Tonkomposition: Jérôme Baillet
Kritiken:
Figaroscope
Die Aufführung von Andreas Westphalen ist sehr beeindruckend. Man findet sich nämlich in einem Theater in Moskau wieder, und ist als Zuschauer eine Geisel unter Geiseln. Eine höchst gerechtfertigte Mise en abyme, die im Saal des Théâtre du Lucernaire, der einen Eindruck von Eingeschlossenheit vermittelt, ihren ganzen Sinn erhält.
Es ist eine Geschichte, die 2002 die Nachrichten beherrschte. Bis an die Zähne bewaffnete Tschetschenen, Männer und Frauen, die unschuldige Zuschauer in der erklärten Absicht eines Massenselbstmordes in ihre Gewalt bringen. Drei Schauspielerinnen, die alles spielen. Julie Dumas, Leïla Guérémy und Béatrice Michel sind unglaublich kraftvoll und emotional.
Das Stück von Torsten Buchteiner sagt mehr über die Gewalt und die Absurdität des Terrorismus aus als alle beschwichtigenden Reden, die man hören kann. Die Dinge werden hier, durch das Theater, in unserem Körper als Zuschauer und Bürger verstanden. Es ist unmöglich, sich dem zu entziehen. Das ist wirklich große Kunst.
Figaro Magazine
Torsten Buchsteiner hat daraus ein sehr beeindruckendes Schauspiel gemacht. Der Zuschauer, wie der in Moskau, spürt die Dinge umso stärker, da er das Gefühl hat, als Geisel genommen zu werden. Die Inszenierung von Andreas Westphalen spielt mit diesem beklemmenden Gefühl. Es ist jedoch kein realistisches Theater. Nur drei Schauspielerinnen lassen uns diese Geschichte erleben. Aber was für Schauspielerinnen! Die Überzeugungskraft und die Emotionen von Julie Dumas, Leïla Guérémy und Béatrice Michelle sind wirklich großartig.
Nouvel Observateur
Über ein erschütterndes Drama, ein packendes Stück. Kein Bühnenbild, ein paar Scheinwerfer auf dem Boden, ein oder zwei umgeworfene Stühle... Die Inszenierung von Andreas Westphalen, ein getreues Echo des Textes, ist ohne jegliche Künstlichkeit. Das Stück verdankt auch viel den drei erschütternden Darstellerinnen (Leïla Guérémy, Julie Dumas und Béatrice Michel), ihrer Genauigkeit, ihrer vibrierenden Zurückhaltung, ihrer Stärke und ihrer Zerbrechlichkeit. Sobald man den Saal betritt, ist die Spannung spürbar. Sie fällt nicht einen Moment lang ab. „Nord-Est“ ist eine Aufführung mit unheimlicher Effizienz. Ein seltenes Ereignis.
France Musique
Nord-Ost ist ein Stück ohne Stars, gespielt von drei hervorragenden Schauspielerinnen, die aus der Sicht von drei verschiedenen Frauen drei gebrochene Frauenschicksale erzählen (...)
Es ist eine Mischung aus Erzählung und Handlung, da das Publikum buchstäblich als Geisel genommen wird. Sie ist übrigens erschreckend, diese schwarze Witwe, die mit ihrem schwarzen Ganzkörperschleier zwischen den Reihen herumläuft.
Die karge, aber präzise Inszenierung von Andreas Westphalen führt uns mitten in diesen Konflikt, der seit 1995 Zehntausende von Opfern gefordert hat. Es ist wirklich eine spannende Reflexion über extreme Gewalt, die Verheerungen des Krieges und den modernen Terrorismus, die den Vorzug hat, die manichäischen Klippen in die eine oder andere Richtung zu umschiffen, ohne jemals in den Relativismus zu verfallen.
All dies sind Themen, von denen wir leider immer wieder hören, und die von Julie Dumas, Leïla Guérémy und Béatrice Michel wunderbar verkörpert werden.
Le Litteraire
Die Aufführung ist stark, scharf, scheint in jedem Moment an ihre Grenzen zu stoßen und hält das Publikum in Atem. Nur die Stimmen sind dafür verantwortlich, die Spannung durch ihr Keuchen, ihr Zusammenspiel und ihre Erschütterung zu verdeutlichen. Die Entscheidung, nichts hinzuzufügen, sich an diese weibliche Intimität zu halten, roh, ungeschminkt, ohne einen anderen Impuls als die letzte Sehnsucht, die sie antreibt, war riskant. Der Erfolg beruht darauf, dass das Thema ausreichend tragfähig ist und die drei Schauspielerinnen diese Prüfung ohne Abstriche bestehen.
Théâtre Online
Drei Frauen - Täterin, Opfer und Zeugin - berichten von ihren ganz persönlichen Erfahrungen mit der Geiselnahme in einem Moskauer Theater im Oktober 2002. Ihre Worte sind in einem rasanten Tempo miteinander verwoben und führen uns virtuos in das Herz des Dramas. Eine echte Einladung, über die Wurzeln der Gewalt nachzudenken.
Froggy's Delight
Die drei Schauspielerinnen liefern eine starke und bewegende Leistung ab. Julie Dumas ist als lettische Krankenschwester erschütternd, deren Familie im Theater festgehalten wird. Ihr kraftvolles Spiel beeindruckt. Leïla Guérémy spielt eine lebensechte tschetschenische „Schwarze Witwe“ mit dumpfem Schmerz, der ihr ins Gesicht geschrieben ist. Beatrice Michel schließlich stellt auf ergreifende Weise Olga dar, eine Moskauerin, die mit ihrer Tochter und ihrem Mann gekommen ist, der vor ihren Augen stirbt. Abwechselnd verspielt und dann wieder pathetisch, berührt sie das Herz.
Nach und nach lassen uns die Intelligenz des Textes von Torsten Buchsteiner, der nicht mehr Partei für eine der drei Witwen ergreift, und der Realismus der Inszenierung ein wenig an dem Drama teilhaben, mit einem Blick, der uns den Terrorismus und seine Ursachen auf andere Weise begreifen lässt.
Ein starkes Werk, das niemanden unberührt lassen kann.